Wednesday, September 19, 2007

Der Eindruck nach 3 Wochen Arbeit

Ok, mit dem Projekt ist es folgendermassen: Für die Kinder ist es ein guter Ort und teilweise eine richtige Zukunftsperspektive, ausserdem eine Voraussetzung für eine bessere Kindheit, als die, die sie ohne diese und ähnliche Einrichtung hätten. Sie werden dort betreut, lernen ein wenig und - wahrscheinlich noch wichtiger - Camino Seguro sorgt dafür, dass sie zur
Schule gehen (können) und da auch mitkomnmen. Ausserdem werden die Familien für die ausfallende Arbeitskraft der Kinder (sei es beim Müllsammeln oder im Haushalt) mit Essen und Kleiderspenden entschädigt.


Jetzt allerdings die Schattenseiten.
Das Geld das dem Projekt zur Verfuegung steht wird meiner Meinung nach in zu hohem Masse in Verwaltung und übertriebene Sauberkeit investiert. Zumal die Kinder zumindest die Klassenzimmer selbst putzen muessen und dabei auch jedes mal mindestens eine Stunde drauf geht.

Letzte Woche am Nationalfeiertag wurde so unglaublich viel Muell produziert um die Klassenraeume zu dekorieren un dich will nicht wissen wie viel Geld an Materialkosten druaf gegangen ist. Sonst wird hier niergens so ein Aufwand betrieben. Auch die Kinder wurden mit Pappe und Klebestreifen etc. zugedeckt fuer nur eine einzige Vorfuehrung.

Heute haben wir ein Treffen in einer Villa gehabt die einem Sponsor gehoert und dort hat jeder Essen bekommen und es wurde eine riesige Show gemacht. Ich weiss nicht ob dieser Aufwand noetig ist. Die Leute die dort arbeiten, sollten schliesslich von sich aus motiviert sein gut mitzuarbeiten. Ein bisschen Abwechslung ist ja nett aber nicht in diesem Ausmass. Zumal auch dort mit sicherheit wieder einiges an Geld drauf gegangen ist.

Gleichzeitig zahlt man aber als Voluntaer sogar seine Fahrt zum Projekt. Was bei einer Fahrt von 80 Cent nicht viel ist, sich aber innerhalb von einer Woche schon auf 8 Euro belaeuft. Das ist gutes Geld.

Und was mich als Voluntär am meisten betrifft, ist dass die Arbeit, die man verrichtet, kaum gewürdigt wird, man keinen grossen Gestaltungsspielraum hat (wobei ich hoffe, dass ich vllt bald ein bisschen Musikunterricht geben kann) und - und das ist kein schönes Gefühl - sich mitunter ziemlich überflüssig vorkommt. Denn erstens gibt es verdammt viele Voluntäre. Und zweitens kommen ständig sogenannte Kurzeit -Voluntäre, die fast
immer unzureichend Spanisch sprechen und nach ein paar Wochen wieder weg sind. Das Projekt ist im Grunde so aufgebaut, dass es auch ohne Voluntaere funktioniert. Denn die Zahl der Voluntaere schwankt sehr stark. Zwischen 7 und 70. Das alles verhindert ein bisschen, dass man sich richtig anstrengt.
Denn schliesslich läuft es auch ohne einen.

Auch besonders kacke sind die Arbeitszeiten. Die ganze Woche fast zehn Stunden für die Arbeit auf den Beinen sein. Denn der Bus geht morgens in Antigua um 7.15 Uhr und man ist gegen 18.00 Uhr abends wieder da. Und das schlaucht auf Dauer. Und Antigua und Guatemala sind sehr schön, so dass man seine Freizeit wunderbar beim Kennenlernen von Land und Leuten einsetzten könnte. Das einzige, was einem dafür bleibt, ist der Urlaub. Der ist für Zivis ganz ordentlich, aber auch nicht sooo üppig. Ausserdem arbeitet man auch nicht so forciert, wenn einem die Augen im Projekt fast zufallen.

Ein Vorteil und gleichzeitig auch Nachteil von CS ist definitiv, dass man
viel Kontakt zu Deutschen hat. Das ist zum einen sehr gechillt wegen der
Sprache und der Perspektive, dass man eventuell Freunde fürs Leben
finden kann, da man sich in D ja ganz einfach besuchen kann und dass es
eine Struktur gibt, auf die man aufbauen kann. Allerdings kommt so das Spanisch leider auch ein bisschen zu kurz.

Ausserdem lässt es sich in Antigua sehr bequem leben. Das Guatemala, wie es seine hässliche Fratze der Mehrheit seiner
Bewohner offenbart, trifft man in Antigua nicht an. Antigua gleicht
fast einen Paradis: Schön, lebendig, sauber und sicher. Das erleichtert
das Leben hier sehr.

Da ich allerdings lieber intensiver in das Alltagsleben der Bevölkerung
eintauchen wollte, was de facto dann auch härter und unkomfortabler ist,
und am Ende richtig perfekt Spanisch sprechen wollte ist das Leben hier fuer mich nicht so ganz ideal.

Das sollte man jetzt nicht falsch verstehen. Auch hier ist das Leben kein Zuckerschlecken. Die Scheisse, die hier passiert kriegt man durchaus mit, und das kann sehr belastend sein. Aber sie passiert einem nicht selber (mit Ausnahme kleiner Ueberfaelle) und betrifft einen auch nicht direkt.

Insgesamt bin ich ich allerdings zur Zeit noch sehr zufrieden und bin immer noch sehr froh das ich diesen Weg gegangen bin. Mal sehen wie ich die Sache nach den naechsten Monaten sehen werde.

1 comment:

sammy said...

Das klingt ja mommentan nicht so gut bei dir!!
Hoffe mal das es sich wieder
bessert und
dass du dich nicht so ausgeschlossen fühlst!!!
Drücke dir die Daumen das es noch mit deinem Gitarrenunterricht klappt!

Lass dich nicht unterkriegen!
HDL
Sandra